18. March 2024

Webseiten kaufen und verkaufen

Webseiten kaufen und verkaufen
Da ich in der letzten Zeit mehr als 100 Webseiten selbst gekauft habe, und auch einige Webseiten verkauft habe, möchte ich hier darüber eine Zusammenfassung zur Verfügung stellen. Warum ? Hauptsächlich um anderen das Thema etwas zu erleichtern. Aber auch um den teilweise unseriösen Marktteilnehmern das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Ich werde hier all meine Erfahrung einbringen, und auch eine Checkliste öffentlich einstellen.

Ich möchte aber deutlich darauf hinweisen...
… dass all das nur Anhaltspunkte sein können. Weder mein Artikel, noch meine Checklisten stellen eine Rechtsberatung dar! Bei größeren Projekten empfiehlt es sich immer, den Kaufvertrag von einem Anwalt und ggf. vom Steuerberater prüfen zu lassen.

Webseiten kaufen – der schnelle Weg zum Erfolg ?

In diesem Beitrag geht es nicht vorrangig um den Sachverhalt, eine neue Webseite von einer Agentur oder einem Webdesigner zu kaufen. Vielmehr geht es hier um das Thema, bereits laufende Webseiten von anderen zu kaufen. Der eine oder andere wird sich nun gerade fragen: Warum sollte ich eine bestehende Webseite kaufen? Die Gründe dafür sind vielfältig. Die wichtigsten dafür dürften sein:

  • Die Webseite erwirtschaftet laufende Einnahmen. Das ist zum Beispiel bei Affiliate-Projekten, Nischenseiten oder MFA-Projekten (Made-for-Adsense) der Fall.
  • Die Webseite hat viele Besucher, und jemand hat eine gute Idee, wie durch diese Besucher in Zukunft laufende Einnahmen erzielt werden können
  • Die Webseite passt thematisch gut zum eigenen Portfolio, oder deckt ein Thema ab, welches die eigenen Themenbereiche gut ergänzt
  • Die Webseite eignet sich zum Linkverkauf oder zum Linkaufbau
  • Eine Webseite oder ein Projekt kann zu einem Shop umgebaut werden
  • Die Links bzw. Backlinks des Projekts sind interessant, und können für ein anderes Projekt genutzt werden
  • Die Domain ist interessant

Wahrscheinlich gibt es auch noch andere Gründe, aber das dürften die wichtigsten sein.

Preisfindung

Sobald jemand sich mit dem Kauf einer Webseite beschäftigt, lautet meist die erste Frage, wie sich der (angemessene) Preis einer Webseite ermitteln lässt. Auf den Preis haben zusammengefasst nur 4 Faktoren (in Menge und Qualität) einen Einfluss:

  1. Content
  2. Backlinks
  3. Domain
  4. Thema

Natürlich könnte jeder dieser Punkte noch in einzelne Unterpunkte zerlegt werden. Je besser am Ende der Content zu einem Thema passt, je besser die Domain einer Seite ist, und je besser die Seite im Netz verlinkt ist, umso höher wird am Ende der Preis der Webseite sein.

Aus meiner Sicht gibt es 3 Möglichkeiten einen Preis zu ermitteln, die natürlich auch miteinander kombiniert werden können.

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Anhand vergangener Einnahmen

Einnahmen einer Webseite Diese Möglichkeit wird sehr oft bei Nischenseiten, Affiliateprojekten oder MFA-Seiten angewandt. Dabei wird der Umsatz bzw. Gewinn der letzten 12 oder besser noch der letzten 24 Monate im Durchschnitt errechnet. Dieser durchschnittliche Umsatz (oder besser Gewinn) bildet dann die Grundlage für die Festlegung eines Faktors. Hat eine Webseite in den letzten 24 Monaten also zum Beispiel 12.000 EUR Gewinn erwirtschaftet, entspricht das 500 EUR im Monats-Durchschnitt. Soll die Seite nun für 12.000 EUR verkauft werden, spricht man vom Faktor 24.

Ein Vorteil dieser Wertermittlung ist, dass vor allem bei kleineren Projekten solche Summen über die Menge an Content niemals erreicht werden könnten. Für den Käufer lässt sich darüber hinaus durch die Zahlen einigermaßen gut abschätzen, was eine solche Seite abwirft.

Wenn in der freien Wirtschaft Unternehmen gekauft werden, ist es hier durchaus üblich, das 5 – 10-fache eines Jahresgewinns für das Unternehmen zu zahlen. Genau wie bei Webseiten auch wird die letztendliche Höhe immer davon abhängig sein, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass auch in Zukunft der Gewinn in der gleichen Höhe anfällt. Je größer und stabiler ein Unternehmen aufgebaut ist, umso besser wird letztendlich der Verkaufserlös sein. Genauso ist es bei einer Webseite oder einem Portal.

Aber ACHTUNG:
Derartige Zahlen lassen sich manipulieren. Mehr dazu unter: Stolpersteine
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Anhand des vorhandenen Contents

Bewertung einer Webseite anhand des InhaltesWirft ein Projekt nichts ab, kann die Wertermittlung über den Umsatz nicht vorgenommen werden. Die Gründe dafür können sehr Vielfältig sein.

  • der vorherige Besitzer wollte die Seite nicht monetarisieren
  • der Verkäufer konnte die Seite nicht monetarisieren (mangels Ideen, Wissen oder einfach weil es kein passendes Partnerprogramm gab)
  • der Verkäufer hat die Seite nur zum Zweck des Verkaufs aufgebaut (Ja, manche Menschen können oder wollen selbst keine Seiten betreiben)
  • gesetzliche Vorgaben erlauben keine Werbung (zumindest nicht auf legalem Wege)
  • es gibt Einnahmen, aber das Tracking dazu fehlt (passiert öfter als ich gedacht hätte)

Hier eignet sich nun im Prinzip das Vorgehen, den gesamten Inhalt des Projektes zu bewerten. Ich selbst rechne mir hier einfach einmal aus was es mich kosten würde, Texte, Videos und Bilder selbst zu erstellen. Oder diese Inhalte von Redakteuren, Agenturen, Designern oder Plattformen zu kaufen. Dazu kommt dann der Einbau und die Formatierung, sowie die technische Umsetzung.

Für eine klassische Affiliate-Seite auf WordPress-Basis könnte das zum Beispiel so aussehen:

ContentBeispielberechnungermittelter Preis
25.000 Worte Text, zu 4 cent pro Wort25.000 x 0,04 EUR1000 EUR
50 Bilder (1 - 20 EUR pro Bild)je nach Plattform, bzw. eigene Bilder100 EUR
5 Videos, je 1 MinuteVideo pro Minute zwischen
100 und 1500 EUR
700 EUR
Domain100 EUR
Aufwand für Einrichten von Wordpress und Hosting100 EUR
Aufwand für Einbau von 30 Seiten bzw. Artikeln,
Formatierung und ggf. Affiliate-Links
Stundensatz z.B. 50 EUR
pro Stunde
1500 EUR
vorhandene Linksz. B. 5 EUR pro Webkatalog, 10 EUR pro Forenlink,
50 - 500 EUR pro hochwertigen Link
z. B. 500 EUR
Evtl. vorhandene Partner-Accounts oder
sonstige Verträge, die mit übernommen werden können
variabel
Gesamtergebnis:ca. 5000 EUR

Jeder der schon einmal eine Webseite selbst mit allem drum und dran erstellt hat, kann sicher nachvollziehen dass diese Zahlen durchaus nicht utopisch sind. Von den schnell zusammengeschossenen Fake-Test-Seiten mit teilweise einigen Tausend importierten Produkten mal abgesehen, dürfte es kaum Möglich sein, eine halbwegs ordentliche Webseite für unter 2000 EUR zu erstellen. 

Was Textpreise angeht, so ist unter 4 Cent pro Wort kaum ein vernünftiger Text erhältlich. Stockphotos kosten auch nicht unter 1 EUR pro Bild. Meist sogar bis zu 10 EUR (je nach Auflösung). Wenn es sich allerdings um Bilder einer Plattform handelt, bringe ich diese beim Kaufpreis wieder in Abzug, da ich die Bilder ja noch einmal bezahlen muss, um die Lizenz zu bekommen.

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Anhand vorhandener Rankings und/oder Besucherzahlen

Rankings und Traffic einer WebseiteManchmal eignet sich weder die Bewertung der Webseite nach bisherigen Einnahmen, noch Bewertung nach Inhalten. Es könnte ja beispielsweise sein, dass eine Seite nur 15.000 Worte Inhalt hat, und bisher nur 500 EUR im Monat erwirtschaftet. Dennoch steht die Seite für einen hart umkämpften Suchbegriff mit zum Beispiel 500.000 jährlichen Suchanfragen auf Platz 1.

In einem solchen Fall hilft die Überlegung, was ein potenzieller Käufer ausgeben müsste, um die gleiche Menge an Interessenten mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung zu erreichen. In manchen Branchen wird zum Beispiel ein einzelner Klick bei Google Adwords mit mehr als 50 EUR berechnet. Ich möchte hier mal mit einem moderaten Betrag rechnen, der in fast jeder Branche zu finden ist. Sagen wir mal als Beispiel einen Euro.

Eine Firma, die nun 5000 Besucher pro Monat über Googles bezahlte Anzeigen bekommen möchte, hat also laufende Kosten von 5000 EUR pro Monat. Immer vorausgesetzt, dass kein Mitbewerber mehr bietet. Wenn ich nun aber eine Seite besitze, die für den entsprechenden Suchbegriff mit z.B. 15.000 monatlichen Suchanfragen auf Platz 1 steht, so werden auf dieser Seite mindestens 5000 Besucher pro Monat landen. Ohne dass ich dafür einen einzigen Cent an Google zahle. Erfahrungsgemäß sogar noch deutlich mehr, da eine solche Seite ja niemals nur für einen einzigen Suchbegriff in den Rankings zu finden ist.

Nun bleibt es der Kreativität und dem Verhandlungsgeschick überlassen, welchen Wert eine solche Seite am Ende für den Käufer hat. Meiner Meinung nach sind es aber nicht nur die 10.000 EUR, die hier bei der Berechnung nach bisherigen Einnahmen zugrunde gelegt werden könnten. Und schon gar nicht die vielleicht 4000 – 5000 EUR, die der reine Inhalt der Seite an Wert hat.

Der Vorteil für den Käufer liegt bei dieser Berechnung darin, dass die Seite bereits bewiesen hat, dass sich damit gute Rankings erzielen lassen. Allerdings bestehen auch einige Risiken, da sich viele Seiten nicht ohne Weiteres umbauen lassen. Mehr dazu unter “Stolpersteine & Risiken”

Wie finde ich Käufer oder Verkäufer von Webseiten ?

Wenn ich nun in der Lage bin, einen Preis zu ermitteln… wie finde ich einen Käufer für meine Webseite ? Oder wie finde ich jemanden, der eine Webseite verkaufen möchte ? Grundsätzlich gibt es auch hier verschiedene Möglichkeiten. Ich möchte auf die einzelnen weiter unten kurz eingehen.

Generell will ich hier jedoch vorab einmal ein paar Punkte feststellen, die man sich sowohl als Käufer als auch als Verkäufer sehr genau überlegen sollte.

  • Wenn Webseiten mit gutem Gewinn einer breiten Öffentlichkeit angeboten werden, ruft das oft Nachahmer auf den Plan. Inzwischen gibt es sogar Anbieter im englischsprachigen Raum, die damit Geld machen, gut laufende Webseiten zu kopieren und zu verkaufen. (sog. Niche Ripping) Das geht teilweise sogar so weit, dass Videos 1:1 kopiert werden, und in duplizierte Video-Kanäle bei Youtube hochgeladen, und diese dann dort auch noch für Rankings und Traffic sorgen. Meiner Erfahrung nach sind 90 % aller angeblichen Kaufinteressenten in Facebook-Gruppen und Foren ebenfalls nur Leute, die auf der Suche nach einer funktionierenden Idee sind.
    So sollte man sich also auch als Verkäufer sehr gut überlegen...
    ob man eine Seite so öffentlich anbietet. Denn auch wenn sich der gewünschte Verkaufspreis nicht erzielen lässt, und kein Verkauf zustande kommt, kann der Schaden für die eigene Seite erheblich sein.
  • Eine Seite öffentlich zum Verkauf anzubieten heißt auch, dass ich alle Informationen über die Seite offen legen muss. Von meinen Werbepartnern über eventuell gut konvertierende Keywords bis hin zu der internen Struktur meiner Seite (wobei diese Punkte ein Profi auch selbst herausfindet).
  • Aus Sicht des Käufers ist eine gesunde Skepsis geboten. Auf vielen Plattformen wird versucht, alte Blogs für völlig überzogene Preise zu Geld zu machen. Teilweise sind die Angebote völlig abwegig, aber offenbar finden sich auch dafür immer wieder mal Käufer.

Ebay und andere Auktionsplattformen

Ich habe noch keine wirklich guten Webseiten dort gefunden. Manchmal gibt es ganz nette neu aufgesetzte Projekte, aber ansonsten wird da sehr viel Schrott als Gold verkauft. Oft handelt es sich um Seiten, die schnell aus ein paar Tausend Worten Text und mittels Standard-Themes zusammengesetzt sind. Oder aber Blogs, auf denen der letzte Beitrag aus 2014 stammt, und die Jahrelang als Linkquelle ausgelutscht wurden.

Facebook-Gruppen

In Gruppen habe ich schon einige gute Webseiten gesehen. Vor allem für Such-Inserate eignen sich diese Gruppen hervorragend. Aus den vorher genannten Gründen bin ich allerdings vorsichtig geworden, wenn Seiten dort öffentlich angeboten werden. Denn auch in diesen Gruppen finden sich leider alle, die auf der Suche nach kopierbaren Ideen sind. Auch gibt es in diesen Gruppen viele “Bauernfänger”, die fast täglich Webseiten mit WordPress aufsetzen, über WooCommerce oder das Affiliatetheme ein paar Produkte importieren, und die Seite dann als “Premium-Angebot” für 500 EUR verschleudern.

Verkaufsplattformen für Webseiten 

Im Deutschsprachigen Raum gibt es genauso verschiedene Plattformen (z.B. Sugox, Websiteboerse oder Mabya) wie im internationalen Sprachraum (hier dürfte Flippa wohl die bekannteste sein). Obwohl viele dieser Portale Mechanismen eingebaut haben, damit nicht gleich jeder die Domain zu sehen bekommt, sind die Hürden dennoch eher gering. Mal ein paar Tausend EUR Kapital nachzuweisen fällt manchen Leuten nicht schwer, und so kommen diese auch recht schnell an alle gewünschten Infos.

Darüber hinaus verlangen die Plattformen oft nicht unwesentliche Provisionen. Manche sogar bis zu 20 %. Auch bei diesen Plattformen dürfte ein gezieltes Gesuch als Kaufinteressent noch den besten Erfolg bringen.

Webseiten-Händler

Vor allem in den sozialen Plattformen trifft man immer wieder auf Menschen, die sich als Zwischenhändler oder Vermittler anbieten. Die Dienste solcher Leute in Anspruch zu nehmen hat verschiedene Vorteile.

  • bei guten Vermittlern wird die zu verkaufende Webseite in aller Regel nur echten Kaufinteressenten zugänglich gemacht
  • gute Webseiten-Händler erstellen aussagekräftige Exposés, was einen höheren Verkaufspreis ermöglicht
  • bestehende Kontakte zu potenziellen Käufern, die ich selbst nie, oder nur mit sehr hohem Aufwand finden könnte
  • die Webseite taucht nirgends öffentlich zum Verkauf auf. Das Risiko von Nachahmern wird dadurch deutlich reduziert.
  • im Falle, dass die Seite doch nicht verkauft wird, ist der Schaden begrenzt
  • Verkäufer und Käufer können den Vermittler als Treuhänder für Zahlung und Seitentransfer nutzen

Natürlich sind auch hier die Kosten vorher genau zu prüfen. Aber in aller Regel belaufen sich die Provisionen auf 3 – 10 %. Immer auch ein wenig abhängig vom Aufwand, der betrieben werden muss. Ein guter Vermittler ist das durchaus Wert.

Tools für die (schnelle) Überprüfung von Webseiten

Wenn ich nun ein Projekt gefunden habe, welches mit Interessant erscheint, muss ich dann ja auch möglichst genau die Angaben des Verkäufers überprüfen können. Es wäre Fatal, sich auf Screenshots oder Zahlenangaben blind zu verlassen. Wie ich schon erwähnt hatte, können diese Dinge leicht manipuliert werden.

Traffic und Rankings überprüfen

zur Überprüfung des Traffics, der Rankings und auch der Verlinkung einer Seite eignet sich aus meiner Sicht AhrefsSistrix oder auch Xovi sehr gut. So erhalte ich schnell einen Überblick, ob die Rankings der Webseite zu den angegebenen Besucherzahlen passen. Darüber hinaus ist es durchaus sinnvoll, sich das Linkprofil sehr genau anzusehen. Auch der Verlauf in den Rankings kann ein gutes Indiz dafür sein, ob die Webseite vielleicht gerade kurz vor dem Zusammenbruch steht.

Bilder überprüfen

Bilder lassen sich recht schnell anhand der Google Bildersuche prüfen. Man zieht einfach das gewünschte Bild per Drag & Drop in die Bildersuche, und bekommt sofort angezeigt, ob es sich um ein Stockphoto handelt, welches von allen gängigen Anbietern zum Verkauf angeboten wird, oder tatsächlich um eigene oder exklusive Fotos. Gute Verkäufer liefern normalerweise die Informationen zu den vorhandenen Bildern einer Webseite gleich mit.

Texte überprüfen

Um den Umfang der Texte einer Webseite zu prüfen, eignet sich Screaming Frog sehr gut. Leider habe ich da noch keinen Weg gefunden, den gesamten Textumfang eines Projekts ausgeben zu lassen. Sofern man Zugang zum Backend einer Seite erhält, was bei großen Projekten vor dem Kauf durchaus üblich ist, kann der Besitzer bei WordPress-Seiten auch das Plugin “Wp Word Count” installieren. Dieses zeigt in ein paar Sekunden alle vorhandenen Texte einer Seite an.

Ausgehende Links prüfen

Ausgehende Links (vor allem sog. “Follow-Links”) sind oft ein Indiz dafür, ob die Seite in der Vergangenheit zum Verkauf von Links genutzt wurde. Deshalb ist auch dies ein Punkt, den ich vor dem Kauf einer Webseite überprüfe. Um mir Live anzeigen zu lassen, welche ausgehenden Links eine Seite hat, nutze ich oftmals das Tool “Website Auditor”, welches zur SEO Power Suite gehört. Zusätzlich lohnt sich auch hier ein Blick in Ahrefs, da ich es auch schon hatte, dass ein Verkäufer kurz vor dem Verkauf alle ausgehenden Links einfach entfernt hat. Bei Ahrefs sind diese ausgehenden Links dann zumindest noch für ein paar Wochen sichtbar.

Stolpersteine & Risiken

neben den bisher aufgeführten Punkten möchte ich hier weitere Dinge anreißen, über die sich Käufer und Verkäufer Gedanken machen sollten, oder die bestenfalls im Kaufvertrag geregelt werden.

Lizenzen für Bildmaterial

Was muss nachlizensiert werden ? Sind die Bilder frei von Rechten anderer ? Bestätigt das der Verkäufer schriftlich ?

 

Nutzungsrechte am Text

Wer hat die Urheberrechte ? Wer hat die Nutzungsrechte ? Gibt es dazu schriftliche Vereinbarungen ? Gerade in diesem Punkt liegt nicht selten ein hohes Risikopotenzial. Einerseits gilt es hier, Plagiate auszuschließen die später für den neuen Besitzer teuer werden können. Andererseits geht es aber auch darum, ob sich zum Beispiel der Verfasser der Texte noch Rechte am Text vorbehalten hat.

Unbekannte Backlinks

in diesem Punkt kann es ebenfalls zu bösen Überraschungen kommen. Einerseits können starke Links (PBN-Links, oder auch Links von Seiten die dem Verkäufer gehören) im Nachhinein schnell mal gelöscht werden, was zu bösen Einbrüchen bei den Rankings führen kann. Genauso kann es aber auch sein, dass eine Seite durch Links aus versteckten Netzwerken (PBN´s) in den Rankings nach vorne getrieben worden ist. Manche Verkäufer entfernen diese Links einfach nach dem Verkauf, und leiten die Links dann auf neue oder andere Projekte um. Hier empfiehlt es sich zumindest, im Kaufvertrag das Fortbestehen aller Links aufzunehmen, die im Einflussbereich des Verkäufers stehen.

Weitergeleitete Domains

zu manchen Projekten gehören weitergeleitete Domains. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits kann es sein, dass das Projekt zunächst mal auf einer weniger guten Domain gestartet wurde. Wenn dann später eine bessere Domain gekauft wird, erfolgt normalerweise die Weiterleitung (per 301) der alten Domain auf die neue Domain. Wieder andere Projekte entstehen durch die Zusammenlegung einzelner kleiner Seiten zu einem großen Portal. Auch dann werden die alten Domains auf das neue Projekt entsprechend weitergeleitet. Hier ist darauf zu achten, dass der Kaufvertrag möglichst ebenfalls Regelungen zu den zugehörigen Domains enthält.

 

Gekaufter Traffic

manche Seitenbetreiber manipulieren den Traffic der Webseite durch verschiedene Maßnahmen wie bezahlte Werbeanzeigen. Bezahlte Werbung lässt sich über die weiter oben genannten Tools normalerweise auch herausfinden. Es kann aber auch nicht Schaden, diesen Punkt mit in den Kaufvertrag aufzunehmen.

Auch Traffic, der im Rahmen von Cookie-Dropping genutzt wird, kann zu einem plötzlichen Einbruch der Gewinne nach dem Kauf führen. Hier ist besondere Vorsicht geboten, wenn die Besucherzahlen die sich aus den organischen Rankings ergeben nicht zu den Umsätzen passen. Eine Seite mit 500 monatlichen Besuchern wird normalerweise keine 2000 EUR Gewinn im Monat abwerfen. (Bis auf ganz wenige Ausnahmen)

Manipulierte Umsatzzahlen

Screenshots lassen sich manipulieren. Selbst vermeintlich “echte” Affiliate-Umsätze sind relativ einfach zu faken. Ich habe selbst an einem Beispiel erlebt, wie jemand seinen Bruder hat eine teure Uhr bestellen lassen, und dann mit dem Screenshot von 1800 EUR passivem Verdienst an EINEM TAG durch das Land zieht. Dass der Bruder die Uhr später wieder zurück schickt, wird natürlich in keinem Video oder Screenshot sichtbar. Also auch hier: Gehirn einschalten. Bei größeren Projekten ist es auch überhaupt kein Problem, den Vendor (z.B. Amazon oder Affilinet) zu Rate zu ziehen, und die Echtheit der Umsätze bestätigen zu lassen.

 

Rechtliche Einschränkungen für Werbung / Markenrechte

Manchmal gibt es Markenrechte oder Gesetze, die Werbung oder die Nutzung bestimmter Begriffe verbieten. Auch hier gilt es, sich genau über die Gegebenheiten zu informieren. Ein aktuelles Beispiel sind die Werbeverbote für E-Zigaretten. Seit dem dieses Thema die Runde macht, findet man immer wieder Webseiten, die schnell zum angeblichen “Schnäppchenpreis” verkauft werden sollen.

Eigentum an Domain und Inhalten

Immer wieder höre ich von Käufern, dass Webseiten verkauft worden sind, die sich zum Beispiel im Eigentum mehrerer Leute befunden haben. Genauso kann es sein, dass dritte noch Rechte an den Seiten haben, welche aus Werkverträgen oder Beteiligungen stammen. Auch wenn das erst mal vordergründig vielleicht nicht direkt auf den Erwerber durchschlägt, führt es doch zu jeder Menge Ärger und Stress im Nachhinein.

Haftung

Haftungszeitpunkte und Haftungsübernahmen müssen klar geregelt sein. Wer haftet wofür und ab Wann. Auch das ist ein Thema das gerne mal vergessen wird.

Umfang des Kaufs - was gehört alles dazu ?

In diesem Punkt habe ich selbst leider auch einige bittere Erfahrungen machen müssen. In einem der Fälle hat der Verkäufer plötzlich nach dem Verkauf alle Youtube-Videos gelöscht, welche zu der Seite gehörten. Vor dem Verkauf haben diese Videos bei Youtube sehr gut dagestanden, und waren sicher für mehr als 70 % der Besucher und damit des Umsatzes verantwortlich. Nach der Löschung waren nicht nur die Rankings der Videos verloren, sondern auch die dazugehörigen Rankings der Unterseiten, auf denen die Videos zuvor eingebunden waren. Der Verkäufer war der Meinung, ich könne die Videos ja einfach wieder neu hochladen, und alles wäre gut. Leider waren zu dem damaligen Zeitpunkt zwar die Videos selbst Teil meines Kaufvertrages, jedoch nicht der Punkt, dass diese dort bleiben müssen wo sie vorher waren.

Neben Youtube haben aber oft auch andere soziale Plattformen (Facebook, Google+, Twitter, und noch viele mehr) einen direkten Einfluss auf Rankings und Besucherzahlen einer Webseite. So ist hier vorab genau zu klären, was zur Seite dazu gehört, und was genau im Verkauf einbezogen ist.

Darüber hinaus gehört in eine Vereinbarung auch hinein, was genau wann und wie übergeben wird. Wann erhält der Käufer eine Datensicherung ? Bekommt er Zugriff auf den Admin-Bereich oder erhält er lediglich eine Kopie der Datenbank ? Das ist ein wesentlicher Unterschied. Denn ein Projekt inclusive Plugins, Themes und allen Einstellungen ist etwas anderes als ein reiner XLM-Export der Datenbank.

Wenn ich eine Seite verkaufe, lösche ich maximal noch die Historie der Seiten und Artikel. Ansonsten bekommt der Käufer von mir alles geliefert. In der Regel die Datenbank komplett, sowie eine Kopie des WordPress-Verzeichnisses. Da beim Umzug einer WordPress-Webseite auch das eine oder andere schief gehen kann, erfolgt selbstverständlich als erstes eine Datensicherung bei mir.

 

Geldfluss / Treuhänder

Der Geldfluss bzw. der Zeitpunkt der Kaufpreiszahlung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt, der vorab besprochen und am besten schriftlich geregelt sein muss. In der Praxis hat es sich bei kleineren Projekten bewährt, dass nach Unterzeichnung des Kaufvertrages zunächst dem Käufer ein Administrator-Zugang zum Backend der Seite eingerichtet wird. So kann sich der Käufer vor Zahlung des Kaufpreises noch einmal davon überzeugen, dass alles passt, und ggf. schon ein Backup der Inhalte und der Datenbank erstellen. Dann wird der Kaufpreis gezahlt, und nachdem das Geld beim Verkäufer eingegangen ist, wird der Auth-Code für die Domain ausgehändigt.

Bei größeren Projekten oder im Umgang mit ausländischen Verkäufern ist hier zusätzlich höchste Vorsicht geboten. Die kriminelle Energie ist in dem Bereich wahnsinnig hoch. Von gefälschten Italienischen Bankkonten bis zu komplett durchgeplanten Taktiken mit mehreren Fake-Accounts wird hier alles versucht um Geld zu ergaunern.

Kaufvertrag für den Kauf / Verkauf einer Webseite

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, ob ich hier ein ausformuliertes Muster für einen Kaufvertrag zum Download anbieten soll. Ich werde dies aber aus zwei Gründen nicht tun. Einerseits weil ich nie sicherstellen kann, dass alle Formulierungen für den jeweiligen Fall korrekt sind und immer passen. Das könnte dazu führen, dass jemand Schaden erleidet.

Andererseits soll sich jeder gerne das für den eigenen Fall passende Muster selbst erstellen, oder noch besser vom Anwalt erstellen lassen. Ich biete hier eine Checkliste an, die jeder für sich abhaken kann, oder gerne auch seinem Anwalt / Steuerberater vorlegen, damit nichts vergessen wird. Auch diese Liste erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder 100%ige Korrektheit.

Abschließend möchte ich hier noch ein paar meiner Regeln als kleine Hilfestellungen mit auf den Weg geben. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um Vorsichtsmaßnahmen und Überlegungen, die ich empfehle vor dem Kauf zu überdenken.

Never catch a falling Knife

Einige kennen sicher diese Regel aus dem Aktienmarkt. Diese besagt dass man es vermeiden soll, fallende Aktien zu kaufen. Gleiches habe ich mir zur Regel gemacht, nachdem ich 4 oder 5 Seiten gekauft hatte, bei denen die Rankings schon erste Verfalls-Erscheinungen zeigten. Die Argumente der Verkäufer “mit ein bisschen frischem Content” und “ein paar guten Links” geht die Seite problemlos wieder auf Platz 1 … sind Schwachsinn. Wäre dem so, würde der Verkäufer wahrscheinlich in den allermeisten Fällen einfach selbst ein paar Artikel und Links nachlegen. Bei all den Seiten von denen ich hier spreche kam nach den Anfangs geringen Rankingverlusten ein größerer Einbruch.

Ich will damit nicht sagen, dass eine solche Seite sich nicht auch wieder auf Kurs bringen lässt. Aber meistens dürfte der Aufwand genau so groß wie der Aufbau einer neuen Seite sein.

Die Seite hat unbegrenztes Potenzial...

Auch das ist ein beliebter rhetorischer Kniff vieler Verkäufer. Es wird vorgerechnet, welches Potenzial das Projekt noch hat, wenn dieser oder jener Suchbegriff erst mal auf Platz 1 ankommt. Auch das ist in aller Regel Blödsinn. Denn wenn es funktioniert hätte, den Suchbegriff so einfach auf 1 zu bringen, stünde die Seite wohl eher nicht zum Verkauf. Fakt ist, dass Content, Links, bisherige Umsätze oder auch Rankings bewertet werden können. Also alles was die Seite bis zum Verkauf schon gezeigt hat. Ich rate jedoch dringend davon ab, vorhandene eventuelle Potenziale in den Kaufpreis einzubeziehen. Denn theoretisch hat jede Seite unbegrenztes Potenzial wenn man diese genug ausbaut 😉

Minderungs- oder Rücktrittsoptionen einbauen

Sofern eine vernünftige Seite zum Verkauf steht, wird der Verkäufer normalerweise auch kein Problem damit haben, für bestimmte Fälle eine nachträgliche Minderung des Kaufpreises zu akzeptieren. Oder in ganz harten Fällen sogar die Rückabwicklung. Zum Beispiel könnte dies vereinbart werden, falls bestimmte Ereignisse eintreten, die der Verkäufer eindeutig zu verantworten hat. (siehe mein Beispiel der gelöschten Youtube-Videos). Hätte ich schon immer eine solche Vereinbarung in meinen Kaufverträgen enthalten, wäre ich heute sicher noch um einen 5-stelligen Betrag reicher. Zwar bin ich jetzt reicher an Erfahrung, aber andersherum wäre es mir doch lieber. 🙂

Passiv ist selten passiv

In bestimmten Kreisen wird gerne von Webseiten gesprochen, welche ein passives Einkommen generieren. Auch das ist jedoch so nicht richtig. Sicher mag eine Seite mal ein halbes Jahr oder vielleicht auch mal ein Jahr laufen, ohne dass daran etwas getan werden muss. Das ist aus meiner Sicht aber dennoch weit weg von passivem Einkommen. Denn selbst wenn keine neuen Inhalte erstellt werden, gibt es WordPress-Updates, Sicherheitslücken, Serverausfälle, sinnlose/unberechtigte Abmahnungen, neue gesetzliche Regelungen, hunderte Kooperationsanfragen per Mail, und so weiter und so weiter… Fakt ist: jede Webseite die dauerhaft Profit erwirtschaften soll, benötigt Pflege. Mal mehr, mal weniger. Aber kein Projekt wird gekauft, und dann 20 Jahre weiter den gleichen Profit bringen wie zuvor, wenn keiner was dran macht.

Letztendlich bleibt bei jedem Kauf einer Webseite immer ein Restrisiko. Und gerade bei kleinen Nischenseiten darf auch nie vergessen werden, dass diese von heute auf morgen jeglichen Umsatz verlieren können, wenn eine wichtige Traffic-Quelle irgend etwas ändert. Das letzte Google-Update Fred hat dies wieder sehr eindrucksvoll gezeigt.

Für Fragen und Anregungen hinterlasst mir hier gerne einen Kommentar, oder schreibt mir auf Facebook.

 

2 Kommentare zu Webseiten kaufen und verkaufen

  1. Das ist mit Abstand der beste Artikel zu dem Thema, den ich jemals gelesen habe!! Ich habe zum Teil dieselben (negativen) Erfahrungen machen müssen! Kai die Insiderinfos würde ich besonders hervorheben, da 100% praxisrelevant!!

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